Probleme mit Mietnomaden und Messies Als Vermieter nichts zu lachen

Wer eine Immobilie vermietet, verdient Geld, ohne viel tun zu müssen. Thorsten Fiedler meint: Nein. Denn er hat einen Alptraum mit seinem Mehrparteienhaus erlebt. Und ein Buch darüber geschrieben.


11.02.2016 Von PETRA IHM-FAHLE


© Frankfurter Neue Presse

Machte sehr negative Erfahrungen mit Mietern: Buchautor Thorsten Fiedler lächelt ausschließlich für sein Werk. Foto: Petra Ihm-Fahle © fnp.de


Friedberg.

Die Sonne schien und der Kaffee schmeckte, als Thorsten Fiedler und seine Frau Maria in einer Eisdiele einer hessischen Kleinstadt saßen. Plötzlich fiel den beiden auf, dass ein Sechsparteienhaus direkt gegenüber zum Verkauf stand. Das Paar beäugte interessiert die Angaben auf einem Schild. Es ahnte zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es nach dem Kauf des Objektes puren Horror erleben sollte.

„Wir dachten, es sei ein Schnäppchen“, schildert Fiedler, den seine Erlebnisse mit der Immobilie so bewegt haben, dass er sie in seinem Buch „Der Nomade im Speck“ verarbeitet hat. Zwei Wohnungen konnten gleich besichtigt werden, machten einen guten Eindruck. „Das kannst du dir leisten und von der Miete finanzieren“, begeisterte sich der Offenbacher, der in Friedberg als Kaufmann arbeitet, für das Projekt in der Stadt, deren Namen er aus juristischen Gründen nicht nennen mag. Er nahm einen Kredit auf, schloss das Geschäft ab.

Niedrige Mieten

Doch die Sache gestaltete sich deutlich anders als erhofft. Wie sich herausstellte, lagen die aktuellen Kaltmieten mit 100 Euro äußerst niedrig. Die Bewohner hätten sich größere Steigerungen nicht leisten können, weshalb der neue Hausherr zunächst nur renovierte und sich gegen eine grundhafte Sanierung entschied. Offensichtlich war seit Jahrzehnten nichts repariert worden, weswegen es zu bösen Überraschungen kam.

Info: Buch im Eigenverlag erschienen
Das Buch „Der Nomade im Speck“ von Thorsten Fiedler ist im Eigenverlag Thorsten Fiedler erschienen, trägt die ISBN-Nummer 978-3-00-050452-5 und kostet 14,80 Euro.

„Wir hatten drei Tornados, die das Haus abgedeckt haben, zwei Überschwemmungen, bei denen 100 000 Liter Wasser reinflossen und eine Komplettvereisung. Alle Rohre sind geplatzt.“ Zu einem der Wasserrohrbrüche kam es, weil ein Mieter verreist war und im Winter die Heizung abgestellt hatte. Fiedler musste anschließend die Decken dreier Etagen entfernen und neu einziehen lassen. Mit fünf Mietnomaden und vier oder fünf Messies, teilweise gleichzeitig, habe er in zehn Jahren zu tun gehabt, klagt er. Ordentliche Interessenten für frei werdende Wohnungen zu finden, sei schwierig gewesen, weil das Gebäude in einer sozial schwierigen Gegend lag und die Hausgemeinschaft „berüchtigt“ gewesen sei.

Da die Mietnomaden nicht zahlten, dachte Fiedler: „Die leben wie die Made im Speck“ – woraus er den Titel für das Buch ableitete. Die Erfahrung des 53-jährigen, der vorher noch nie in diesem Geschäft aktiv gewesen war: „Wenn man eine Wohnung an Personen vermietet, die kein Geld haben und nicht zahlen, ist man wie enteignet.“
Im Fall einer Frau etwa, die zunächst einen guten Eindruck machte, angeblich in einem sozialen Beruf arbeitete, diesen Hintergrund aber nur erfunden hatte. Sie zahlte lediglich ein einziges Mal. Als Fiedler deshalb das Schloss austauschte, ließ sie kurzerhand ein neues einbauen – die Rechnung musste er übernehmen und konnte noch froh sein, von ihr nicht angezeigt zu werden. Eine andere Frau meinte, ihr Nachtspeicherofen heize nicht stark genug und wollte die Miete kürzen.

Schmerzensgeld gefordert

Der Hauseigentümer ließ sich darauf nicht ein, worauf sie sich angeblich eine Lungenentzündung zuzog und ihre Ausbildung abbrechen musste. Fiedler sollte Schmerzensgeld und eine Haushaltshilfe zahlen, da sie, wie ihr Anwalt behauptete, nun lebenslang eingeschränkt sei. Obendrein zeigte sie ihn wegen Körperverletzung an, doch Polizei und Staatsanwalt sprangen auf die Vorwürfe nicht an. „Mittlerweile läuft die Frau Marathon“, schüttelt der gebeutelte Autor den Kopf.

Sein Mittel gegen den Ärger ist eine große Portion Ironie, die er beim Schreiben einfließen lässt. Entstanden ist eine Lektüre, die gleichzeitig amüsant und beängstigend ist und zu der Ehefrau Maria die Zeichnungen beigesteuert hat. Ratschläge will Fiedler nicht geben, er sagt: „Die Menschen sollen lesen und dann überlegen, was sie tun oder nicht tun.“